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Literarische Gesellschaft Gräfelfing: Sinnbild ihrer Unterbrechung - Zerstörte Badische Landesbibliothek, anno 1942

Unser  Programm 1930 - 1950

Wir in Gräfelfing, historisch.
Insgesamt 243 Abende.

    Programm 1930-1931
 

  • Major a.D. M. Casella: Reise durch Ägypten

  • Schriftsteller H. Weber: Brahmanische Denker

  • Geheimrat Dr. A. Stamm: Schiller als Philosoph

  • Dr. Eberlein: Grand Cañon von Arizona

  • Dir. E. Staedler: Detlev von Liliencron

  • Dr. Oskar Gluth: Aus eigenen Werken

  • Oberbaurat H. Hartmann: Schiffe und Schiffahrt

  • Theodor Engelmann:
    Friedrich v. Bodenstedt und seine Münchner Jahre - Die Dichterin Judith von Gedow

  • Rittmeister außer Dienst H. v. Gotsch:
    Als Farmer und Expeditionsleiter in Ostafrika

  • Geheimrat O. Skoniecki:
    Über Ferdinand Bruckners Schauspiel "Elisabeth von England"

  • Geheimrat Professor Dr. Lucian Scherman:
    Führung durch das Museum für Völkerkunde

  • Generalmajor außer Dienst K. Schupbaum:
    Würmtal und Würmsee

  • Weihnachts-Krippenspiel: Musik von Glenck

  Programm 1931-32

  • Korfiz Holm: Ludwig Thoma zum 10. Todestag

  • Palma von Paszthory-Erdmann, Paszthory-Quartett: Kammermusikabend

  • Josef Magnus Wehner: Aus eigenen Werken

  • Kurt Stieler und Hilde Herterich:
    Heiterer bairischer Abend

  • Prof. Dr. M. Dieckmann:
    Zeppelinfahrt nach Südamerika

  • Oberst a.D. Hoffmann: Die neue Türkei

  • Reg.Rat Schönwald: Hörbigers Welteislehre

  • Gebrüder Diehl-Film: Kalif Storch

  • Professor Dr. Kühl:
    Die höheren Schichten der Erdatmosphäre

  • Dr. Strauß: Das Wesen der Astrologie

  • Geheimrat O. Skoniecki:
    Goethe zum 100-jährigen Todestag mit Liedervorträgen

  • Ministerialdirektor außer Dienst Dr. F. Lindner:
    Aus eigenen Werken

  • Herrn und Frau Prof. Dr. M. Dieckmann:
    Marionetten-Spiel "Aladins Wunderlampe"- im Hause der Autoren

   Programm 1932-33

  • Oberstleutnant außer Dienst von Bessel:
    Wilhelm Busch

  • Geheimrat Dr. A. Stamm:
    Von der altgriechischen Chorlyrik zur modernen Oper

  • Professor Dr. H. Krieg:
    Menschen und Tiere im Inneren Südamerikas

  • Geheimrat O. Skoniecki:
    Gerhart Hauptmann zum 70. Geburtstag

  • Korfiz Holm:
    Björnstjerne Björnson 

  • Dr. E. Kimmerle:
    Das Herz und seine Tätigkeit

  • Otto Freiherr. von Waldenfels:
    Neue Methoden der Familienforschung

  • Semmler, Haider, v. Bessel und andere:
    Vortrags-Wettbewerb

  • Oberregierungsrat Lösch:
    Versenkung der Flotte bei Scapa-Flow

  • Theodor Engelmann:
    Aus eigenem Erleben
     und von neueren Büchern

 

   Programm 1933-34

 

  • Oberregierungsrat Lösch: 
    Mein Jugendfreund Walter Flex

  • Oberst a.D. Hoffmann:  Deutsche Freiheitskämpfer mit Feder und Schwert

  • Rittmeister a.D. Freiherr v. Könitz
    Flieger-Erinnerungen

  • Dr. W. J. Hartmann: Aus eigenen Werken

  • Geheimrat Rat O. Skoniecki
    Stefan George zum Gedächtnis

  • Oberstlt. a.D. H. v. Bessel:
    Börries von Münchhausen

  • Theodor. Engelmann: 
    Zum 7. Geburtstag Gustav Frenssens

  • Oberstlt. a.D. v. Lüttichau:
    Yorck von Wartenburg

  • Geheimrat Dr. A. Stamm:
    Bildung, Verstand und Temperament

  • Oberregierungsrat Lösch:
    Zeichen des Stolzes aus schlimmer Zeit

  • Dr. B. Lachenschmidt:
    Erinnerungen an den Brasilianischen Urwald

  • Theodor Engelmann: Von unseren Büchern

  • Weihnachtsfeier unter Mitwirkung von Freiherrn von Glenck, Molenaar & Ferron

   Programm 1934-35

 

  • Prof. Dr. H. Molenaar:
    Über die Shakespeare-Bacon-Frage

  • Oberstlt. a.D. H. v. Bessel:
    Aus seinem dramatischen Werk Weltenwende

  • Dr. Karl Nötzel:
    Wie das heutige Rußland wurde 
    (POL)

  • Dr. W. J. Hartmann: Aus eigenen Werken

  • Theodor Engelmann:
    Aus meinem Kaufmannsleben

  • Prof. Dr. M. Dieckmann:
    Schöpferische Fantasie des Technikers und Erfinders

  • Elisabeth v, Brasch:
    Das Wesen der Handschrift- und Handlinien-Deutung

  • Th. Engelmann: Weihnachten in aller Welt

  • Geheimrat O. Skoniecki:
    Die Hölderlin-Tragödie

  • Dr. O. Frhr. v. Taube: Aus eigenen Werken

  • Gang durch die Pinakothek unter Führung von Ernst Haider

   Programm 1935-36

  • Dr. W. J. Hartmann: Aus eigenen Werken

  • Dr. H. G. Göpfert: Paul Ernst

  • Gisela Klein: Singfahrt nach Südtirol
    (vorgelesen von C.G.Klein)

  • Prof. Dr. Walter Goetz:
    Franz von Assisi und das Italien des 13. Jahrhunderts

  • Geheimrat Rat O. Skoniecki: Heinrich von Kleist

  • Dr. Leopold Weber:
    Aus seiner Verdeutschung der Odyssee

  • Colin Roß:
    Mit Colin Roß um die Welt (Manuskript, verlesen durch TH. Engelmann)

  • Dr. Ludwig Waagen:
    Normannische und staufische Kunst in Unteritalien und Sizilien

  • Ernst Haider:
    Leibl, Thoma, Haider, drei süddeutsche Maler

  • Hanns Grimms Amerikarede, eingeleitet und gelesen von Th. Engelmann (POL)
    [einer der "völkischen" Vorträge - nach 1945 als 'notwendiges Zugeständnis' bezeichnet wurden]

  • Weihnachtsfeier mit Vorträgen von Dr. W. J. Hartmann und Ernst Kaemmerer

1938 wurde die Lierarische Gesellschaft nach Gräfelfing verlegt und erhielt ihren heutigen Namen. Veranstaltungsorte waren das Waldheim des Verbandes der Eisenbahner, dann das Weiße Rößl - wo sich heute das Gräfelfinger Rathaus befindet, das Café Walz, auch das katholische Jugendheim.

   Programm 1936-37

  • Dr. G. H. Göpfert: Von neuerer Dichtung

  • Werner Bergengruen: Aus eigenen Werken

  • Dr. Kurt Wirth: Rund um den Kilimandscharo

  • Dr. Leopold Weber:
    Lesung aus eigenen Werken

  • Sanitätsrat Dr. P. Blobel:
    Durch Britisch- und Niederländisch-Indien

  • Geheimrat O. Schöneck:
    Der deutsche Mystiker Meister Eckehart

  • Dr. Franz Thierfelder: Die deutsche Sprache und Deutschlands Weltgeltung (POL)

  • Dr. K. A. Meisinger:
    Das Abenteuer in der Geschichtsforschung

  • Prof. Dr. O. von Zwiedineck-Südenhorst:

  • Etwas vom Wert des Geldes

  • Dr. K. R. Ganzer: Deutsche Europapolitik von Leibnitz bis zur Neuzeit (POL)

  • Prof. Dr. Walter Goetz: Theoderich der Große

  • Weihnachtsfeier unter Mitwirkung von: Klein, Hartmann, v. Moltke, Dr. Lachenschmidt u. a.

   Programm 1937-38

  • Dr. Paul Alverdes: Aus eigenen Werken

  • Dr. Fr. Cornelius: Der Glaube der Griechen

  • Dr. Oskar Jancke: Sprachsünden und Sprachsünder

  • Dr. K. A. Meissinger: Aus eigenen Werken

  • Gräfin Olga Taxis-Bordogna:
    Weimar und seine Frauen

  • Dr. Heinrich Zillich: Aus eigenen Werken

  • Dr. Georg Leisner: Vorgeschichtliche Großsteingräber in Spanien / Portugal

  • Prof.Dr. Oskar Stegemann: Aus der Gründung unserer ersten Bergwerks-AG

  • Geheimrat O. Skoniecki: Rainer Maria Rilke

  • Prof. Dr. Walter Goetz: Kaiser Friedrich II. und Deutschland wie Italien im Mittelalter

  • Rezitatorisch-musikalischer Abend - Hedwig Goetz-Pfister und H. v. Glenck'sche Streichergruppe

  • Gebrüder Diehls-Puppenfilme mit Einführung durch Prof. Dr. P. Diehl  

  • Jahresendfeier - mit Lesungen von Elsa Bernewitz und Dr. Leopold Weber

   Programm 1938-39​​

  • Dr. Arthur Hübscher: Schopenhauer und wir

  • Helene Raff: Aus den eigenen Werken

  • Hans Brandenburg: Aus eigenen Werken

  • Prof. J. Sauerwein: Togo und Kamerun

  • Dr. Ludwig Finckh: Aus eigenen Werken

  • Oberbaurat H. Hartmann:Heiteres und ernstes Erleben hinter japanischem Stacheldraht

  • Geh.Rat O. Skoniecki: Bettina von Arnim

  • Theodor Engelmann: Erinnerungen aus aller Welt

  • Studienprofessor Dr. P. Stauber: 
    Mathematisch-Physikalisches aus der Musik

  • Heinrich Wolfgang Seidel:
    Über meinen Vater ('Leberecht Hühnchen')

  • Dr. Heinz Graupner:Vom Urwald zum Wolkenkratzer

  • Prof. Dr. Walter Goetz: Kaiser Karl V.

  • Dr. F. Wölcken: Albyn, Land und Leute Schottlands

  • Jahresendfeier - Rezitation Hedwig Goetz-Pfister (Stielers Winteridyll)

   Programm 1939-40

  • Walter Jäger: Lesung aus Werken von Alverdes, Carossa, Claudius u.a.

  • Konsul C. A. Lüderitz:
    Adolf Lüderitz, der Kolonialpionier

  • Dr. Fritz Krökel: Friedrich Nietzsche

  • Generalleutnant ausser Dienst K. Held: Nordafrika, eine Kraftquelle Frankreichs

  • Gebrüder Diehl: Drei Märchen-Puppenfilme

  • Gräfin Olga Taxis-Bordogna:
    Aus ihrem Buche. Madame de Staël

  • Forstmeister a.D. K. v. Bornstedt:
    Die Seele des Waldes

  • Prof. Dr. A Seyler: Deutsche im Himalaya vor 85 Jahren (mit Original-Aquarellen)

  • Theodor Engelmann: Deutsche Auswanderer

  • Prof. Dr. Walter Goetz: Lionardo da Vinci als universale Persönlichkeit

  • Jahresendfeier unter musikalischer Mitwirkung von Hanna Eschenbrücher, Waltraut Weinreich und H. von Glenck

Der Artikel aus dem Merkur vom 08. Januar 2015 beschreibt, wie es nach Meinung der Zeitung aussah, die Literarische Gesellschaft durch die Zeit des Nationalsozialismus zu navigieren.

Theodor Engelmann war von 1934 bis 1944 ihr Vorsitzender.

Literarische Gesellschaft Gräfelfing: Naviigieren durch das nationalsozialistische dunkle Zeitalter,  Theodor Engelmann, Umgang mit der nationalsozialistischen Herrschaft

   Programm 1940-41

  • Dr. A. Freiherr von Pölnitz:
    Als Kaffeepflanzer in Deutsch-Ostafrika

  • Oberkirchenrat O. Daumiller:
    Das deutsche Wesen in Wagners Meistersinger

  • Dr. W. Höpker: Die politische Weltlage (POL)

  • Kurt Scherer: Einin Gang über den Weihnachtsbüchermarkt mit Bücherschau

  • Forstmeister a.D. K. v. Bornstedt:
    Tierseele und Tierschutz

  • Geheimrat E. Grosse: Die politische Weltanschauung des Fernen Ostens

  • Pfarrer Johannes Zwanzger:
    Aus meiner Heimat Deutsch-Neuguinea

  • Dr. Ulrich Christoffel: Romantische Landschaft

  • Dr. Rainer Prevot:
    Aus eigenem Schaffen und Erleben

  • Dr. Thomas Muchall-Viebrock:
    Rembrandts Radierungen anhand von Originalen in der Graphischen Sammlung

  • Walter Jäger: Künstler im Würmtal

  • Prof. Dr. Walter Goetz: Michelangelo

  • Jahresendfeier mit Vorlesung aus "Bembes" von Otto Erhart-Dachau

   Programm 1941-42

  • Dr. Leopold Weber: Jugenderinnerungen

  • Dr. Ernst Heimeran: Betrachtungen und Skizzen

  • Dr. Franz Thierfelder: Umgang mit Völkern

  • Prof. Dr. K. Schäfer: Deutsche Kunst im Ostland

  • Werner Bergengruen: Aus eigenen Werken

  • Gräfin Olga Taxis-Bordogna: Charlotte von Kalb

  • Dr. H. A. Thies: 
    Aus seinem Buche Der Eiserne Seehund

  • Dr. Gertrud Richert:
    Bildnisse Philipps II. und seiner Familie

  • Prof. Dr. Max Dingler:
    Eigene Dialektdichtungen

  • Staatsoberbiblothekar O. Ernst Mehl:
    Das deutsche Elsaß mit Führung durch eine Ausstellung in der Staatsbibliothek

  • Prof. Dr. Walter Goetz: Macchiavelli

  • Dr. H. W, Frickhinger:
    Allerlei aus der Vogelwelt mit Grammophonplatten

  • Jahresendfeier mit Plaudereien
    Von fern und nah (Th. Engelmann)

   Programm 1942-43

  • Sanitätsrat Dr. K. von Rad:
    Der Irrsinn in Shakespeares Werken

  • Ernst Penzoldt: Aus eigenen Werken

  • Dr. Raghunat Paranjpe: Indien und der Westen

  • Prof. Dr. Kurt Huber: Das deutsche Volkslied in seinen Beziehungen zur Landschaft

  • Dr. Wilhelm Dieß: Bayerische Erzählungen

  • Bernt von Heiseler: Aus eigenen Werken

  • Feodor Seeger:
    Als deutscher Buchhändler im alten Rußland

  • Dr. Herbert Böhme: Aus eigenen Werken

  • Prof. Dr. Gerhard Rohlfs:
    Goldoni und die italienische Komödie

  • W. E. Süskind:
    Krankheiten unserer Umgangssprache

  • Dr. Franz Thierfelder:
    Aus unveröffentlichten Arbeiten

  • Prof. Dr. Walter Goetz:
    Wilhelm II. und Bismarck (POL)

   Programm 1943-44

  • A. Freiherr von Czibulka: Aus eigenen Werken

  • Dr. Wilhelm Dieß: Eigene Erzählungen

  • Dr. H. Gaitanides: Die Griechen

  • Prof. Dr. O. von Zwiedineck: Alt-Österreich

  • Dr. Ulrich Christoffel: Hans Holbein der Jüngere

  • Else von Rad-Spitta:
    Erinnerungen aus einer kleinen Universitätsstadt

  • Sophie Rützow: Eine Journalistin erzählt

  • Prof. Dr. Walter Goetz
    Dante und Kaiser Heinrich VII.

  • Ell Wendt: Aus eigenen Büchern

  • Dr. Werner Fischel: Probleme und Ergebnisse der neueren Tierseelenforschung

  • Robert Kothe: Aus seinem Erinnerungsbuch Saitenspiel des Lebens 

  • Else von Rad-Spitta: Wilhelm Busch

  • Prof. Dr. Walter Goetz
    Allerlei von deutschen und fremden Namen

  • Dr. Franz Thierfelder
    Deutsche Stämme untereinander


    (1945 keine Veranstaltungen)

Neuaufbruch neunzehnhundert sechsundvierzig, Aufbruch in eine neue Zeit.

Zeitkapsel aus dem Neuaufbruch: Aus der Gründerzeit der CDU (POL)
(Bild: Konrad Adenauer Stiftung)

Jubiläum 1951        Jubiläum 1996      Jubiläum 2011        Jubiläum 2021     Geschichte

Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums-Überschrift
Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums-Summary

Nichts aber sollte uns hindern, hier mit einigen schriftlichen Worten und Rückblicken die Erinnerung an diese 25 Jahre gemeinsamen Wirkens und Erlebens, die uns doch so mancherlei gegeben haben, festzuhalten. Hiermit hoffen wir nicht nur, unseren zahlreichen Mitgliedern und anderen Freunden eine bescheidene Freude zu bereiten, sondern auch zum Nutzen weiterer Kreise ersichtlich zu machen, wie eine solche von Laien gegründete und geleitete Vereinigung zur Bereicherung des geistigen und geselligen Lebens beitragen kann, und wie solches sich besonders fruchtbar und erfreulich in den Zeiten allseitiger Not und Sorge auszuwirken vermag.

Am 12. Oktober 1921 fanden sich in Krailling und Planegg auf Einladung des Geheimrates Dr. Adolf Stamm, eines Schulmeisters im schönsten Sinne des Wortes, etwa 20 Männer und Frauen aus Planegg, Krailling und Gräfelfing zusammen, um eine geistige und gesellige Vereinigung ins Leben zu rufen. Diese Literarische Gesellschaft möge, so hieß es in den Eingangsworten Dr. Stamms, den schlimmen Nöten der Zeit eine segensreiche Zufluchtsstäte werden, wo wir die Sorgen, die uns alle bedrücken, zeitweise vergessen dürfen, und uns durch liebevolle und ernsthafte Beschäftigung mit unvergänglichen Werten und durch gegenseitige Aussprache aufrichten und versichern wollen, die beglückende Heiterkeit des Gemüts zu finden, die gleich weit entfernt ist von verzweifelndem Pessimismus und wie von oberflächlichen Optimismus. Dieser regelmäßige Austausch solle durch einen alle zwei Wochen stattfindenden Vortragsabend erfolgen, während man sich in der Zwischenzeit zu rein geselligem Beisammensein treffen wolle. Die Vorträge sollten zunächst ausschließlich von Mitgliedern bestritten werden.

 

Diese mit Freuden begrüßte Gründung fand alsbald zahlreiche Mitglieder auch in der weiteren Umgebung des Würmtals und konnte in ihrem ersten Jahresbericht bereits einen Mitgliedsbestand von fast 60 Personen aufweisen. Auch waren die Vortragsveranstaltungen durch Abend und gemeinsamen Ausflug erweitert worden.

Inzwischen aber wuchsen die durch die Notzeit bedingten Schwierigkeiten — Mangel an Heizmitteln, Verkehrsstockungen und eine rapide Geldentwertung — derart bedrohlich an, daß die Abhaltung weiterer Zusammenkünfte bald undurchführbar erscheinen wollte. Schließlich aber half man sich doch dadurch, daß jeder Besucher seine eigenen Kohlen oder Briketts zur gemeinsamen Erwärmung der Gaststätte, des Cafe Hacker in Krailling, mitbringen musste, und daß der anfänglich mit 5 Mark festgesetzte Jahresbeitrag auf — 100.000 Mark erhöht wurde mit dem Vorbehalt weiterer ‚Zubußen‘, falls die fürchterliche Inflation noch rasantere Fortschritte machen sollte. So geschah es denn auch, aber die schlimmste Notzeit war damit überbrückt, Wie sehr diese auf allem Leben und Geschehen lastete, lassen auch so manche der Themen jener Jahre erahnen, wie etwa: Armes Deutschland!; Essen, Trinken, Stoffwechsel sowie Das Holzhaus und weitere.

Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums, die Schwierigkeiten nach dem zweiten Weltkrieg

keine geeigneten Redner und Vortragsstoffe mehr finden ließen, wodurch der Besuch der Abende ständig zu-rückging. Zwar wurde der Antrag auf Auflösung der Gesellschaft abgelehnt und Herr Dr. Stamm zum Ehren-vorsitzenden ernannt, jedoch bildete sich zugleich ein neuer Vorstand unter Leitung des Herrn Hauptmann außer Dienst Vincenz Mandl mit Herrn Architekt Putlig, Gräfelfing, als zweiten Vorsitzenden.

In den folgenden Jahren nimmt die LG. unter der neuen Führung einen kräftigen Wiederaufstieg, der sich ebenso im Zugang von neuen Mitgliedern: wie auch in der Art der Vorträge ausdrückt, für die jegt mehr und mehr Redner von auswärts gewonnen werden. Noch größer wird der Migliederbestand und die Zahl der Veranstaltungen, zumal gesellschaftlicher Natur, unter der äußerst regen und verdienstvollen Leitung des Herrn Generalmajor a. D. K. Schupbaum und des stellvertretenden Vorsitzenden, Marineoberbaurat außer Dienst H. Hartmann. Hierbei seien auch die ausführlichen und zum Teil vorzüglichen Vortragsberichte im Protokollbuch erwähnt. die von den jeweilige Schriftführer verfaßt wurden, so besonders von Frau Casella, Fräulein Unger und den Herren Städler, Hartmann und Schupbaum.

Im legten Jahrzehnt, 1934—1945, leitete Herr Theodor Engelmann, Gräfelfing, die L.G. vortrefflich, unterstüzt durch die übrigen Vorstandsmitglieder: Stadtoberbibliothekar Dr. E. Mehl, Hauptkonservator Dr. Thomas Muchall Viebrook als Schriftführer und — nicht zuletzt — durch die langjährige Kassenleiterin Fräulein Gertrud Skoniecki. Diese zehn Jahre LG-Arbeit standen, wie ja fast alles Leben und Wirken jener Zeit, im Zeichen des tief einschneidenden Weltgeschehens: dem großen Kriege und zugleich der unseligen Hitler-Diktatur. Hierdurch erwuchsen auch unserer LG. ständig sich mehrende Schwierigkeiten innerer und äußerer Art, die so manches Mal fast unüberbrückbar erschienen. Wenn es wider Erwarten dennoch gelang, ihrer Herr zu werden, so ist dem guten Geiste zu verdanken, der unsere Gemeinschaft beseelte. So wurde es möglich, trotz vieler Bedrohungen politischer und materieller Art von der einen und feindlicher Störungen durch Bombenangriffe von der anderen Seite, unsere Veranstaltungen fortzuführen, ohne daß wesentliche Zugeständnisse an das nationalsozialistische Regime oder allzugroße Einschränkungen kriegsbedingter Art gemacht werden mußten.

Das Bedürfnis nach solch geistig und geselligen Darbietungen erwies sich als so stark, daß die Zahl der Mitglieder und Besucher ständig zunahm - bis über 180 Mitglieder — und der Kreis der Veranstaltungen immer weiter gezogen und mehr auf das vorwiegend Literarischer gerichtet werden konnte. So wurden auch zwei L.G. Lesekreise gebildet (unter Leitung von Dr. W. Jülicher), Führungen durch Museen und Ausstellungen veran-staltet, Film- und Bunte Abende, Jahresendfeier mit Verlosung von Büchern u. a. abgehalten, die uns viele neue Mitglieder und Freunde zuführten. Zugleich verlagerte sich der Schwerpunkt der Gesellschaft so stark nach Gräfelfing/Lochham, daß seit 1938 dort die regelmäßigen Veranstaltungen stattfanden, zulezt in der so beliebten Gaststätte Waldheim.

 

Alleiniges Ehrenmitglied der Literarischen Gesellschaft ist zur Zeit Herr Prof. Dr. Walter Goetz, Gräfelfing, dem nicht nur eine große Reihe hervorragender Vorträge, sondern auch zahlreiche wertvolle Hilfen und Anregun-gen zu verdanken sind.

Original Zeitungsausschnitt des Jubiläums-Abschluß mit Appelation

Quelle ist die Festschrift der Literarischen, siehe: Wikimedia Commons

1946-47_

Programm 1946-47

​​

10. Juni 1947: Gemeinde Gräfelfing: 
Schreiben mit Hinweisen für die Lizensierung durch die Militärregierung (
POL)

Lizensierung durch Militärregierung, Gemeinde Gräfefing
Literarische Gesellschaft Gräfelfing:  Neubeginn, dasLizenzschreiben der Gemeinde Gräfelfing für die Entnazifizierung
Literarische Gesellschaft Gräfelfing:  Neubeginn, dasLizenzschreiben der Gemeinde Gräfelfing für die Entnazifizierung zwei

   Im Jahr 1946:
   25-Jahr-Feier der Literarischen Gesellschaft     

   Programm Frühjahr 1947

  • April 1947: Else vom Rad - 'Von großen und kleinen Schwaben

  • April 1947: Dr. Rudolf Bach - Über Goethes Faust II. Teil mit Rezitation des 5. Aktes

  • Mai 1947: Zimmermann - Die schönsten deutschen Balladen

  • Mai 1947: Prof. Dr. W. Küchler - 'Das trunkene Schiff' und sein Dichter

 

      Programm Sommer 1947

  • Juli 1947: Eva Matterteig - Aus der Werkstatt der Übersetzung

  • Juni 1947: Dozent Dr. Theodor Wohlfahrt - Naturwissenschaft und Glaube

  • Juni 1947: Prof, Stegemann - Astrologie als Gegenstand Kulturgeschichtlicher Forschung

  • Juli 1947: Oberbibliothekar Dr. A. Mehl - Die Tragik im Leben Stifters

  • Juli 1947: Prof. Dr. Stammler - Die expressionistische Dichtung

  • August 1947: Professor Dr. Spindler - Die Grundlagen der Kulturentwicklung in Bayern

  • August 1947: Professor Dr. Harald Keller - Pisa, die romantische Stadt Italiens

      Programm im Herbst 1947

  • September 1947: Geheimrat Prof. Dr. W. Goetz - Das Selbstbildnis Albrecht Dürers

  • September 1947: OStR Dr. Xaver Kroll - Die deutschen Familiennamen, ihre Entstehung und Bedeutung

  • Oktober 1947: Oberkirchenrat Daumiller - Die Weltkonferenz in Caux

  • Oktober 1947: Reinhold Braun - Um die Kraft der Seele in unserer Zeit

Status der Entnazifizierung der Mitarbeiter

Programm 1948

  • Programm Frühjahr 1948

  • April 1948: Frau Dr. v. Flatow - Metamorphose (Goethe und wir)

  • April 1948: Prof. Dr. Stammler -Parzival und Tristan

  • Mai 1948: Reinhold Braun - Hat unser Leben heute noch einen Sinn?

  • Mai 1948: Dr. H. Gollwitzer - Die Anfänge weltpolitischen Denkens in Deutschland 
    (Aus deutscher Publizistik im 19. Jahrhundert)

  • Programm Sommer 1948

  • Juni 1948: Else v. Rad - Wilhelm von Kügelgen

  • Juni 1948: Dr. Krell - Länder und Völker, Fluß- und Städte-, Blumen-, Straßen-, Tier- und Pflanzennamen

  • Juli 1948: Dr. Weinreich - Christliche Sozialordnung

  • Juli 1948: Prof. Lichtenstein - Goethe und die Entdeckung Griechenlands

  • August 1948: Dr. Graupner - Vom Wesen der Hormone

  • August 1948: Dr. F. Thierfelder - Europa und die abendländische Kultur

  • August 1948: Dr. Fischl - Neuere Forschungen über den tierischen Instinkt

Literarische Gesellschaft Gräfelfing: KonzertKunst der Fuge und Toccata in Bach, Veranstaltungsplakat für den Gräfelfinger Gemeindesaal

​​   Programm Herbst 1948

  • September 1948: Prof. Michael Schneider - Kammermusik mit dem Thema Die Kunst der Fuge von Johann Sebastian Bach und gepielt vom Streichquartett Lisl Bauman, Hanne Bischoff, Marga Streit und Freda von Bültzingslöwen

  • September 1948: Generaldirektor Wilhelm Dieß - Erzählungen

  • Oktober 1948: Ministerialdirigent Dr. Lindner - Persönliche Erinnerungen aus politisch bewegter Zeit sowie zwei humoristische Erzählungen

  • November 1948: Geheimrat Prof. Dr. Goetz - Die Beurteilung Bismarcks nach zwei Weltkriegen. (POL)

   Programm 1949


     Winter 1949

  • Februar 1949: Rudolf Bachl - Lesung aus den eigenen Werken

  • Februar 1949: Professor Dr. Fedor Stepun - Das Antlitz Rußlands (POL)

  • Januar 1949: Geselliger Abend mit Else v. Rad und Dr. Paul Diehl - Heiter-Besinnliches, der Film: Der gestiefelte Kater          

  • Januar 1949: Reinhold Braun - Zum Beginn des Goethejahres 1949 Frau Rat Goethe - Eine Gedenkstunde

      Frühjahr 1949

  • März 1949: Dozent Dr. Theodor Wohlfahrt - Die Änderung der Tierwelt Europas in historischer Zeit

  • März 1949: Prof. Dr. Harald Keller - Kunst und Landschaft Italien

  • Apr 1949: Dr. Ottmar Endres - Renaissance in Altbayern

  • Apr 1949: Dozent Dr. Bernhard Bischoff - Die ältesten Schrifturkunden der Bibel

  • Mai 1949: Dr. Friedrich v. Rummel - Byzanz, Konstantinopel und Istanbul: Schicksale einer Weltstadt

  • Mai 1949: Alfons von Czibulka - Lesung aus seinem werdenden Roman Der große Windbruch

      Sommer 1949

  • Juli 1949: Dr. Carl Lamb - Die Wies, die schönste Rokokokirche Bayerns

  • Juni 1949: Geheimrat Professor Dr. Goetz - Jakob Burckhardt und die Kulturgeschichte

  • August 1949: Omnibusfahrt zur Wieskirche

  • 11. September 1949 16 Uhr : Freilicht-Festaufführung zu Goethes 200. Geburtstag-  Torquato Tasso

Torquato Tasso Deckblatt Programmheft
Tassilostraße, Studium des Rollenheftes
Actors at Work
Gartencaft
Torquato Tasso Besetzung

      Herbst und Winter 1949

  • September 1949: Prof. Dr. Fedor Stepun - Die Weltanschauung Dostojewskis

  • September 1949: Dr. Gerhard von Rad - Gedenkfeier für Ehrenmitglied Dr. Carl Ludwig Heinrich von Rad, er ist Universitätsprofessor für alttestamentliche Theologie und trägt vor zum Thema Die biblische Urgeschichte

  • Oktober 1949: Eugen Roth - Aus eigenen Werken

  • Oktober 1949: Dr. Karl Busch - Albrecht Altdorfer

  • November 1949: Reinhold Braun und Albert Schweitzer - Der Abendländer und Urwaldarzt danach geselliges Beisammensein zum 70. Geburtstag von Reinhold Braun

  • Novembert 1949: Universitätsprofessor Dr. J.A. Freiherr von Reißwitz - Landschaft und Mensch als geschichtsbildendKräfte auf der Balkan-Halbinsel

  • Dezember 1949: Rudolf Lamy - Vorweihnachtliches Treffen

Das Kulturleben in Gräfelfing, Zeitungsartikel aus dem Merkur

Programm 1950

   Winter 1950

  • Januar 1950: Prof. Elly Ney:

  • Das Spiel der Klaviersonaten von Beethoven

  • Januar 1950: Dr. Carl Lamb:
    Die Fresken Tiepolos in der Residenz zu Würzburg

  • Februar 1950: Prof. Dr. Josef Hanika:
    Diehl-Puppenfilm, das Brauchtum der Fasnacht

    Der Wettlauf zwischen Hase und Igel:

  • Februar 1950: Oberbaurat a.D. Adolf Fraas
    Gräfelfing und Würmtal in Geschichte und Neuzeit

   Frühjahr 1950

  • März 1950: Else von Rad: Kleine literarische Nachlese

  • März 1950: Oskar von Pander: Hans Pfitzner

  • März 1950: Alois Johannes Lippl:
    Theater in dieser Zeit - Unmaßgebliche
    Äußerungen eines Intendanten

  • März 1950: Dr. H. G. Göpfert: Lyrik in unserer Zeit

  • März 1950: Dr. Ottmar Endres: 
    Barocke Baukunst in Altbayern

  • Apr 1950: Geheimrat Professor Dr. Goetz
    (*1867 +1958, siehe Deutsche Bibliothek) -
    Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen

  • Apr 1950: Bernt von Heiseler: Lesung aus eigenen Werken

  • Mai 1950: Dipl.Ing. Karl Erdmannsdorfer: Lebendiges Wasser - Fahrten auf südbayerischen Flüssen

Tojanerinnen in der Werbung
Trojanerinnen als Eintrittskarte

   Sommer 1950

  • Juni 1950: Schauspielstudio Lore Bronner, Sissy von Tucher, Gerta Wandersleben
    Rainer Maria Rilke: Gedichte und Ausschnitte aus den 
    Aufzeichnunge des Malte Laurids Brigge mit dem Streichquartett von Lisl Baumann, es spielt Mozart und Bach

  • Juni 1950: Freie Gemeinschaft junger Autoren - Zeitgenössische Werke in Prosa und Lyrik

  • Juli 1950: Sonderveranstaltung zum 200. Todestag von Johann Sebastian Bach - Liebe, Musik und der Tod des Johann Sebastian Bach - Geige; Herma Studeny, Cembalo: Karl Heinz Klein, Sprecher in den Szenen von Peter Paul Althaus: Ernst Martens, Gerta Wandesleben unter Leitung von Lore Bronner

  • August 1950: Dr. Georg Boss - Die neuentdeckten Königsgräber der Simbabwe-Kultur im südlichen Afrika
     

   Herbst 1950

  • Oktober 1950: Abt Dr. S. Mitterer OSB vom Kloster Schäftlarn - Die kulturelle Bedeutung der altbayerischen Klöster

  • Oktober 1950: Lore Bronner, Gerta Wandelsleben, Dr. Heinz Bischoff - Balladen-Abend

  • Oktober 1950: Reinhold Braun - Das Leben von Helen Keller - blind und taub und doch erfüllt

  • September 1950: Theodor Engelmann -
    Auswanderung, ein deutsches Schicksal

  • September 1950: Dr. Gerhard von Rad - Das Buch Hiob des alten Testament und seine Bedeutung im zeitgemäßen Kontext
     

  • November 1950: Dr. H. G. Göpfert, Dr. H. Braun und Doris Steppberger - Dreiergespräch über wichtige Bücher des Jahres und der wohlbestellte Weihnachtstisch

  • 29. November 1950: Schauspielkreis - Die Troerinnen des Euripides in der Übertragung von Franz Werfe​l

  • November 1950: Prof. Elly Ney spielt Klaviersonaten von Beethoven

  • November 1950: Ernst Heimeran - Lesung aus eigenen Werken und Plaudereien eines Verlegers

  • November 1950: Prof. Rosl Schmid - Konzert mit Bach, Beethoven, Schubert, Schumann

Zeitungsartikel aus dem Kulturleben in Starnberg

JUBILÄUM 1951

Titelbild der Festschrift 1951
Eingangstext der Festschift 1951, Gräfelfing
Text (Einleitung) der Festschrift 1951 mit den erstenn Spuren der Literarischen

DIE
GRÄFFELFINGER LITERARSCHE
GESELLSCHAFT
1921 - 1951


Wer vor 60 Jahren eine Wanderung von Pasing im Würmtal aufwärts nach Starnberg unternommen hätte, wäre den fröhlich strömenden Fluß entlang durch sehr kleine Bauerndörfer gekommen, von denen jedes einzelne die Würm ein kurzes Stück begleitete — sonst aber kam der Wanderer durch grüne Wiesen, Kornfelder und Wald und er freute sich, der Stadt für eine Weile entronnen zu sein. Keines dieser Dörfer zählte mehr als ein halbes oder ganzes Dutzend Bauernhäuser und nur die Bahn nach Starnberg, die auf dem westlichen hohen Ufer des Tales fuhr, erinnerte mit ihren wenigen Zügen an den Lärm der Welt, Als sich in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Villenkolonien in Pasing entwickelten, als der Männerturnverein München etwa zur gleichen Zeit in Lochham einen Spielplatz mit einer Einkehr für Ermüdete und Durstige anlegte, drangen die Münchner im Würmtal vor. In Gauting entstand westlich der Bahn eine Siedlung mit leichten Sommerhäusern, bald aber auch von dauerhafteren Häusern, da Vorortzüge den Verkehr mit München erleichterten. So ging es auch mit Planegg und Krailling, zuletzt auch mit Gräfelfing und Lochham, wo die Häuser in das Waldgelände westlich der Bahn hineingebaut wurden, während die Bauernhöfe unten an der Würm noch von der alten Gestaltung des Tales Zeugnis ablegten. Aber es dauerte nicht lange, bis die Waldkolonie sich hinunter entwickelte und den alten bäuerlichen Charakter schließlich zerstörte.

Da die Pasinger Landhauskolonien mehr und mehr mit der Stadt und ihrem Leben verwuchsen, schieden sie aus der Würmtal-Entwicklung aus; Gauting erwarb sich im raschen Wachstum durch den Zuzug an Einheimischen und Nichtbayern eine Vorzugsstellung, denn hier begann über die Schönheit der Wälder hinaus schon etwas von der hügelreichen Landschaft der Vorgebirgsgegend. Planegg, durch sein Schloß in besonderer Weise gekennzeichnet und hervorgehoben, folgte nach, bis schließlich Gräfelfing den beiden anderen den Rang ablief. Es übte nach dem ersten Weltkrieg eine Anziehungskraft aus, die den anderen verloren ging, und es entwickelte sich mit Rentnern aus allen Teilen Deutschlands, mit Münchner Beamten und Kaufleuten, mit Künstlern und Schriftstellern zur begehrtesten und schließlich zur größten Kolonie des Würmtales.

Eine geistige Entfaltung schloß sich an. Zu der einst rein katholischen kleinen Gemeinde kam durch steigende Zahl Zuwanderer eine protestantische Gemeinde, und die Rentner, die oft hohe Beamte waren, begannen Anforde-rungen nach geistigen Genüssen zu stellen, um dann nicht nur auf München und etwas unbequeme abendliche Fahrten angewiesen zu sein. Doch war dieses Bedürfnis zuerst keineswegs nur gräfelfingisch — die ersten Anregungen zu einer literarischen Vereinigung gingen gleichmäßig von Gauting, Planegg-Krailling und Gräfelfing aus. Vor allem entstand nach dem ersten Weltkrieg das Bedürfnis nach einer geistigen Vertiefung und einer Ablenkung von den Nöten der Zeit. Die erste Anhängerschaft der „Literarischen Gesellschaft“ kam aus den gesamten vier Orten, zu denen sich dann auch Stockdorf und Lochham gesellten. Planegg schien der gegebene Mittelpunkt dieser Bildungsgemein-schaft zu sein, und so kam man auch jahrelang auf Planeg-ger Boden zusammen. Die Gautinger Mitglieder, anfangs nicht gering an....

Text, Pasinger Landhauskolonien und ihre Bewohner
Test, Weisses Rössl und die Treffen der ersten Mitglieder

... Weggehens Herrn v. Glencks aus Gräfelfing hörten diese
musikalischen Darbietungen auf, und die Zeit um 1945 brachte sowieso eine Beschränkung der Tätigkeit der "Liter-arischen Gesellschaft“. Die Mitgliederzahl. nahm ab und ebenso der Besuch der von so vielen Nöten geplagten Mitglieder — eine Weile genügte der kleine Raum des Cafe Walz in Gräfelfing für die Vorträge. 
 

Aber bald zeigte sich von neuem der lebhafte Drang nach vermehrter Anregung; es kam in den‘ letzten Jahren zu ei-nem unerwartet großen Aufschwung: der Saal des „Weißen Rößl“ mußte wieder bezogen werden und er faßte oft die große Zahl der Mitglieder und Gäste kaum. Eine Lei-tung von ganz besonderer Rührigkeit wusste immer neue Anregungen zu bieten, veranstaltete für kleinere Kreise Konzerte in Privathäusern, erleichterte die Verkehrs- Möglichkeiten zu den Münchner Theateraufführungen und gründete 1949 den Musikkreis mit dem Kammerorchester und dem Chor unter Leitung von Rudolf Lamy, Philharmoni-schen Chor München. Der Musikkreis veranstaltete Konzerte mit Elly Ney und Rosl Schmidt. Der Schauspielkreis, Anfang 1950 gegründet, trat mit einem Gastspiel der Münchener Kammerspiele („Hinter geschlossenen Türen“) und mit der sehr gelungenen Aufführung der „Troerinnen“ von Euripides unter der Leitung von Frau Lore Bronner, München, an die Öffentlichkeit. Es ist keine Übertreibung, wenn man feststellt, daß die „Literarische Gesellschaft“ ihren Mitgliedern Ersatz für den Besuch Münchner Veran-staltungen gewährt und daß sich in Gräfelfing ein wertvoller Mittelpunkt für kulturelle Bestrebungen gebildet hat. Möge, was sich in 30 Jahren so erfolgreich gestaltet hat, auch in Zukünft sich aufwärts entwickeln!     
Dr. Walter Goetz.

Organisation der LitG, Fortsetzung damals in mehrere kulturelle Abteilungen
Organisation der LitG 1951, zweite Seite


Wir, die Literarische Gesellschaft Gräfelfing, gegründet 1921, sind unter den traditionsreichsten literarischen
Vereinigungen in der Bundesrepublik. Unsere Veranstaltungen fördern das Gespräch zwischen Autoren und Lesern
durch Lesungen, Diskussionen und kulturelle Begegnungen im KHG und der Bibliothek Gräfelfing.

Wir freuen uns. Sie zu unseren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen, siehe www.literarische.de
Die Quelle des Archivs bis 1945 ist die Vortragsübersicht aus unserer Festschrift des Jahres 1946.

 

Bild: Die Badische Landesbibliothek nach der Bombardierung vom 2. auf den 3. September 1942
Referenz und Lizenz: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Bildnachweis "So geht das nicht!":
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